Wenn man durch die Landschaften im Osten Deutschlands fährt, wird man sehr schnell feststellen können: fast alle großen Kirchen im Zentrum der Städte gehören der evangelischen Kirche. Viele Landstriche - so auch gerade in Sachsen - waren nach der Reformation zwischen 1540 und 1580 recht schnell der Lehre Luthers gefolgt. Aber auch in dieser Zeit gab es große Ökumeniker, wie den Bautzner Domdekan Johannes Leisentritt (1527-1586).
Noch um 1950 bekannten sich 90% der Bevölkerung der DDR zur evangelischen Kirche, heute sind es etwa 20%. Die knapp 4% Katholiken leben also in einer doppelten Diaspora: gegenüber den evangelischen Christen und der übergroßen Zahl derer, die ohne kirchliche Bindung sind. Zu DDR - Zeiten war die Ökumene für viele engagierte Christen beinahe lebenswichtig. In Schulklassen oder Arbeitskollektiven war es wichtig, dass sich 3 oder 4 Schüler als Christen kannten. In diesen Tagen wird ein gewisser Höhepunkt dieses ökumenisch ausgerichteten Lebens gefeiert: 30 Jahre Ökumenische Versammlung - nach dem Urteil vieler eine Wegbereitung der Wende.
In der Wendezeit wurden leider viele ökumenische Errungenschaften in Frage gestellt. Der Einfluss der Kirchen auf die Politik - um nicht zu sagen: die Machtfrage - rückte in den Vordergrund. Heute stehen die Gemeinsamkeiten wieder im Vordergrund. Evangelische wie katholische Kirche sehen sich denselben Herausforderungen ausgesetzt: der rasant fortschreitenden Säkularisation. Das aber dürfte inzwischen ein gesamtdeutsches Phänomen sein.
Referent: Dr. Bernhard Dittrich
Anmeldungen an Eva-Maria Rupprecht, Mitschurinring 8, 04178 Leipzig;
Anfragen an Inge Bogner , Sperberweg 12 B, 82152 Krailling