Von Horst Leise, Arnsberg
In der Burgzeitung sind in den vergangenen Jahren häufig Artikel über Abbé Franz Stock (1904 – 1948) erschienen. Als ein Quickborner der ersten Stunde hat er sich in seinem Leben und Wirken vom Geist dieses Bundes in seiner Schulzeit, während seines Studiums der Theologie in Paderborn und Paris, als Seelsorger insbesondere in seiner Zeit als Rektor der Katholischen Deutschen Gemeinde in Paris in den Jahren 1934 bis 1944 und danach als Kriegsgefangener in Cherbourg, Orléans und Chartres leiten lassen.
Ganz bedeutsam war sein Wirken als Gefangenenseelsorger im Nebenamt in den Pariser Wehrmacht-Gefängnissen während der deutschen Besatzung der Stadt von 1940 bis 1944. Nach dem Krieg betrauten ihn die französischen staatlichen Behörden und die kirchlichen Autoritäten einschließlich des Apostolischen Nuntius Roncalli ab Mitte 1945 mit der Leitung des weltweit einzigartigen „Stacheldrahtseminars“ für kriegsgefangene deutschsprachige Seminaristen und Theologen in einem Militärdepot bei Chartres. Fast 1.000 junge Männer durchliefen diese Einrichtung bis zur Schließung im Jahre 1947. Davon wurden nach der Heimkehr rund 650 Priester oder Ordensleute.
Schon kurz nach seinem Tod im Februar 1948 begann das Gedenken an Franz Stock in Frankreich und Deutschland zu wachsen. Sehr aufschlussreich und äußerst lesenswert ist ein Aufsatz des Franzosen Joseph Folliet, der in deutscher Übersetzung bereits im Mai 1948 in „Werkblätter – Bundesrundbrief des Quickborns“ erschienen ist. Es ist daher kein Wunder, dass in beiden Ländern schon früh Stimmen für eine Seligsprechung Franz Stocks laut wurden, die sich immer häufiger und eindringlicher vernehmen ließen. Schon vor mehr als 30 Jahren waren erste offizielle Aktivitäten in Gang gesetzt worden. Doch alle Anläufe, besonders in Frankreich, den Prozess auf die Beine zu stellen, erwiesen sich als nicht tragfähig genug. Der Paderborner Erzbischof Becker ergriff daher im Jahre 2009 die Initiative und konnte bereits am 11. November jenes Jahres offiziell den Seligsprechungsprozess mit der Informationsphase in der Neheimer Kirche St. Johannes Baptist, Stocks Heimatkirche, feierlich eröffnen.
Damit begannen die Arbeiten der eingesetzten Kommissionen, deren Aufgabe es war, den sogenannten „heroischen Tugendgrad“ Franz Stocks zu prüfen, d.h. ob er den christlichen Glauben in einer sehr hervorragenden, über das normale Maß weit hinausragenden Form gelebt und bezeugt hat. Die historische Kommission durchforstete daraufhin öffentliche Archive in Deutschland und Frankreich, um entsprechende Dokumente ausfindig zu machen. Das Archiv des Franz-Stock-Komitees in Arnsberg-Neheim erwies sich dabei als besonders ergiebig, da dort unter vielseitigen Aspekten Material gesammelt worden war, unter anderem mit Bezug auf den Quickborn. Eine spezielle Kommission hatte die Aufgabe, Zeitzeugen zu interviewen und auch solche Personen, die sich wissenschaftlich z.B. in Form von Doktor- oder Diplomarbeiten mit Leben und Wirken Stocks beschäftigt hatten. So konnten über Gespräche mit insgesamt rund 250 Personen aussagekräftige Protokolle erstellt werden, die zu den Akten des Prozesses genommen wurden. Auch Quickborner und ihm nahestehende Personen wurden interviewt.
Schneller als erwartet konnte die Informationsphase am 8. November 2013 in Paderborn offiziell abgeschlossen werden. Die rund 16.000 zusammengetragenen Dokumente wurden in einer versiegelten Kiste dem offiziellen Postulator der Seligsprechung (lat. postulare: erbitten, fordern), dem Rechtsanwalt Dr. Andrea Ambrosi aus Rom, zur Weiterleitung an die Vatikanische Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse übergeben. Mit der offiziellen Öffnung der Kiste durch den Kanzler der Kongregation, Monsignore Giacomo Pappalardo, vor wenigen Tagen am 24. Februar, dem Todestag Franz Stocks, wurde das eigentliche Römische Verfahren zur Seligsprechung in Gang gesetzt.
Von links: Prälat Franz Hochstein, Paderborn, (Offizialsnotar), Prof. Dr. Rüdiger Althaus, Paderborn (Vizeoffizial), Dr. Andrea Ambrosi, Rom (Postulator), Erzbischof Hans-Josef Becker, Paderborn, Pfarrer Stephan Jung, Arnsberg (Vorsitzender des Franz-Stock- Komitees für Deutschland), Jean Peynichou, Paris (Präsident der “Les Amis der Franz Stock”), Pater Prof. Dr. Heinz-Meinolf Stamm OFM, Paderborn (Vizeoffizial)
Nun bleibt zu hoffen, dass die vorgegebenen Schritte in nächster Zeit zu einem doch baldigen positiven Abschluss des Verfahrens, der „Causa Stock“, führen.
Weitere Informationen: www.franz-stock-komitee.de