Zum Jahreswechsel hat die 50. Silvesterwerkwoche des Quickborn-Arbeitskreises auf Burg Rothenfels zum Thema »Leben wir um zu Arbeiten oder Arbeiten wir um zu Leben?« stattgefunden. Die Silvesterwerkwoche ist, wie immer, eine generationenübergreifende und generationenverbindende Veranstaltung. Der Theologe und Krankenhausseelsorger Norbert Kremser regte in vier Impulsreferaten die ca. 250 Teilnehmer an, sich in den Diskussionskreisen mit dem Thema auseinanderzusetzen. Darüber hinaus gab es wieder 19 musische und kreative und 8 weitere Angebote, die in den Nachmittags- und Abendblöcken besucht werden konnten.
Der Referent steckte einen Rahmen ab: Was bedeutet der Begriff Arbeit? Ist damit nur die Erwerbsarbeit gemeint oder schließen wir die Nichterwerbsarbeit wie Gartenarbeit oder ehrenamtliche Arbeit mit ein? Er wies auf die Veränderungen in der Arbeitswelt hin, wie die Tatsache, dass die lebenslange Bindung an einen Arbeitsplatz kaum noch möglich ist, die Digitalisierung im Arbeitsleben fortschreitet und Roboter immer mehr Funktionen übernehmen.
In Anlehnung an den Hinweis auf den Android „Sophia“, der menschliche Fähigkeiten ausführen kann und auch schon bei der UN vorgestellt wurde, entwickelte der kreative Gesprächskreis unter Leitung von Michael Volz eine Session, die vor dem Mittagessen auf dem Burghof aufgeführt wurde. Tischtennisbälle wurden von „Robotern“ mit dem Wort „Arbeit“ im Kreis weitergegeben, an jede Person, die vorbei kam.
Über krankmachende Arbeitsbedingungen, die zu Burnout und Depression führen können, kam Norbert Kremser zu den gesunderhaltenden Methoden.
Der Referent zeigte verschiedene Möglichkeiten auf, das Leben zu entschleunigen und das „Hamsterrad Leben“ auf ein erträgliches Maß zu bringen. Zeitmanagement und genaue Zeitplanung waren einige Anregungen, die zur Entschleunigung beitragen können.
Folgerichtig schloss sich das Thema Achtsamkeit an. Achtsamkeit muss im Alltag geübt werden. Zunächst kann die Achtsamkeit auf den Körper konzentriert werden. Doch wenn wir unsere Achtsamkeit gänzlich auf unseren Körper richten, nehmen wir bald schon wahr, dass der Körper den Geist beeinflusst und umgekehrt. Achtsamkeit umfasst die Aspekte Konzentration, Bewusstsein, Unterscheidungsvermögen, Erkennen, Denken und Wahrnehmung.
Die Impulsreferate wurden durch drei Abendplenen ergänzt. Die Methode „Open Space“ wurde erstmalig praktiziert. Sie basiert auf der Erfahrung, dass bei größeren Kongressen viele Diskussionen und Verabredungen im kleinen Kreis in den Pausen stattfinden. Die Teilnehmer konnten ihre Anliegen einbringen, mit anderen Interessierten diskutieren, Ideen festhalten und den losen Gesprächskreis wieder wechseln, wenn sie genug erfahren hatten.
Ein Fazit der Silvesterwerkwoche lautet: Arbeit gehört zu unserem Leben und wir sollten Arbeit nutzen, um die Welt besser zu machen. Arbeit ist aber nicht unser Leben. Jeder sollte versuchen ein gutes individuelles Gleichgewicht zwischen Lebens- und Arbeitszeit herzustellen.
Stephan Weisz