Der zweite Tag auf der Burg Rothenfels begann heute mit grau bedeckten Himmel, nassen Wegen und müden Gesichtern, die entweder aus der Meditation oder dem angebotenen Tai Chi Kurs kamen. Das Frühstück und der warme Tee wärmte die ein oder andere Mine und bereitete den Geist auf das folgende Referat vor.
Das Thema des heutigen Referats war: “Aufbruch zur Welt – Das II. Vatikanische Konzil und sein bleibendes Erbe”. Es wurde besprochen, wie sich die Kirche in den Jahren 1963 – 1965 der Welt zuwandte.
Als Beispiel wurde das Werk “Vom Geist der Liturgie” angesprochen, das von Romano Guardini im Jahr 1918 verfasst wurde. Romano Guardini war zu dieser Zeit als Quickborner Burgleitung der Burg Rothenfels und verfolgte das Ziel, die Kirche zur Welt hin zu wenden.
Zwei der Neuerungen die aus diesem Konzil stammen sind die Konstitutionen “Gaudium et spes” und “Lumen Gentium”, welche die Religionsfreiheit und das Verhältnis zu den nicht-christlichen Religionen beschreiben. Die Konstitution “Lumen Gentium” lies Ortsgemeinden an Bedeutung gewinnen und diese wurde folglich als wirkliche “Kirche Gottes” anerkannt.
Weitere Auswirkungen des Konzils war das Bestreben der Kirche auf Prunk, Privilegien, Macht und Titel zu verzichten, um eine dienende, arme Kirche darzustellen. Außerdem wurde die Rolle der Laien in der Kirche gestärkt und so konnten Laien folglich Leitungspositionen in Kirchengemeinden übernehmen. Hier wurde auch die Rolle der Frau in der Kirche gestärkt.
Die genannten Änderungen und Ergebnisse aus dem Referat wurden folglich in methodischen Gesprächskreisen und Diskussionskreisen besprochen.
Nach dem leckeren Mittagessen (Kaiserschmarrn), begann für viele Burgteilnehmer eine angenehme Mittagspause. Am frühen Nachmittag konnten sich Jung und Alt über prächtigen Sonnenschein freuen. Es wurde Fußball gespielt, gewandert, gestrickt oder an der großen Linde gerastet. Als zusätzliches Angebot konnte man mit Herman Berger zusammen die Sonne durch seine Teleskope betrachten.
Nach Kaffe & Waffeln im Amtshaus sammelte sich die Burggemeinde wieder in den Kursen des Kreativblock I, gefolgt von einem Gottesdienst im Rittersaal mit anschließendem Abendessen. Der Tag endete mit den Kursen des Kreativblock II und dem Plenum im Rittersaal, an dem wieder zahlreich teilgenommen wurde.
Für die Entschleunigung des Tages wurde am Abend noch eine Meditation angeboten.
Alles in allem ein wundervoller Tag auf der Burg zu Rothenfels mit viel Freude und Wärme.
“Es ist wie ein fester Punkt! Es tut nichts weiter! Es kann niemand helfen, der sich nicht selbst zu helfen weiß! Es ist nur da und leuchtet auf und taucht weg und leuchtet wieder auf und taucht wieder weg.. Weiß und Rot und wieder Weiß und Rot! Still und ruhig, wie etwas ganz selbstverständliches!
Ich dachte mitunter schon, wozu eigentlich?!
Aber es sind eben doch immer Fischerboote unterwegs, und wenn auch die meisten vielleicht ihren Weg so wissen.. ein Mal haben sie Ihn auch noch nicht gewusst! Und dann.. denke dir: man wäre so draußen und Sturm käme und es würde Nacht und immer wegloser und verlorener, und .. man sähe plötzlich dieses Licht aufblitzen und wußte: nun bist du da, und da!
Was auf dem Land ist, hat seinen Weg! .. aber .. denke dir, wie das wäre: mitten in totfinsteren Nacht auf wogenden Wassern, in zerbrechlichstem Boot, müde und .. vielleicht schon an allem verzweifelnd, und plötzlich: ein Licht! ein fester Punkt!
So müßte man Kinder den lieben Gott klar machen!
Er ist da und macht und leuchtet, aber er tut nichts weiter! er redet nicht und hilft niemand, der sich nicht selbst zu helfen weiß! Und man muß das auch nicht von ihm wollen! Er ist nur da und leuchtet auf und verschwindet und leuchtet wieder auf, weiß oder rot! Und die auf dem Wasser wissen dann: Jetzt sind wir da und da und müssen da und dorthin halten, um an Land zu kommen.”
– Cäsar Flaischlen, Heimat und Welt, 1922, Deutsche Verlags-Anstalt, Ausgabe 257
Berichterstatter: Kilian Mayer